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Samstag, 25. Dezember 2010

Tante Emma Laden "Sursaati"

Tagebuchnotiz Tbilissi, den 9. Dezember 2010

Wer in Georgien einkaufen geht sollte sich Zeit nehmen. Inzwischen gibt es gut organisierte Supermarktketten wie Goodwill und Populi, deren Mitarbeiter schon einen Hauch europäischer Geschäftigkeit zeigen. Nicht so in den so genannten Sur-saati- zu-jeder-Zeit-geöffnet-Lädchen, wie sie an jedem Wohnblock an jeder Ecke dicht an dicht zu finden sind mit ihrem sehr raumsparend gestapelten Angebot an Waschmittel, Reis, Ketchup, Chips und Instantkaffee.


Mindestens sechs Mal am Tag halten alle Verkäuferinnen, dampfende kleine Mokkatässchen in der Hand, oft auch die männlichen Kollegen aus dem angrenzenden Laden für Schrauben und Elektrozubehör. Nicht selten wird man dann dazu aufgefordert, erst am nächsten Tag zu bezahlen. Und ich kann mich noch immer nicht eines latent schlechten Gewissens erwehren, wenn ich mir Kekse abwiegen lasse, denn dazu muss sich die arme Verkäuferin quer durch ihren gesamten 12m²-Laden schieben.

Aber unterhaltsam ist es allemal. Am liebsten sind mir die Gespräche über ihre eigenen Produkte, von denen sie oft gar nicht wissen, wie man sie zubereitet: "Wie kochen Sie denn die Hirse? Kann man das wirklich essen?" oder: "Wie machen Sie Filterkaffee, Sie haben dafür eine Maschine?" Die meisten Verkäufer sind auch sehr hilfsbereit, z.B. bei der Auswahl der Kekse: "Die sind alt, die würde ich nicht empfehlen, schauen Sie, die sind ganz hart, nächsten Dienstag kommen vielleicht frische!"

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